Samir | Making-of

Samirs nächster Film «Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» wird der erste Schweizer Dokumentarfilm sein, der weitgehend mit digitaler Animation durch Motion Capture Technologie und Gaming Entwicklung produziert wurde. Nach einem Besuch am Filmset hat Filmexplorer mit Samir ausführlich über das Making-of des Filmes und über die Vorteile und Beschränkungen bezüglich Kreation und Produktion diskutiert. HEAR THE PODCAST!

Text: Giuseppe Di Salvatore | Audio/Video: Morgane Frund

Podcast

Samir | Making-of

Interview mit Samir über das Making-of seines nächsten Filmes «Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer» | Interview: Giuseppe Di Salvatore | Montage: Morgane Frund

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(versione italiana sotto)

Der Titel von Samirs nächstem Film ist eine provokante Umkehrung, denn es geht nicht um die offensichtliche «Verwandlung der Ausländer in die Arbeiterklasse», sondern um die «Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer». Wir stellen uns Themen wie die Ghettoisierung oder die soziale Diskriminierung als eine Weiterentwicklung der Arbeitsdiskriminierung vor. Samir spricht über sich selbst, seine Geschichte, ein Stück Schweizer Geschichte, und er tut dies, in dem er Animations-Episoden mithilfe digitaler Werkzeuge aus der Game Industry realisiert. In einer Zeit, in der die wohlhabende Klasse zum Analogen, zum Film, zum Low-Fi zurückkehrt, erscheint Samirs Interesse an der technologischen Innovation im Film als eine Geste der Arbeiterklasse ... Ist dies auch ein Film, der eine Verwandlung des Dokumentarfilms in digitale Animation vorwegnimmt?

Seeing is believing: Mit Ruth Baettig besuchten wir das Quantum Stage Studio in Winterthur, wo Motion Capture (nach einer ursprünglich an der ZHdK erprobten Technologie) angewendet wird, Avatare mit Software wie Metahumans entwickelt werden und anschliessend digitale Animationen nach Gamingprogrammen wie Unreal Engine durchgeführt werden. Es entsteht der Eindruck eines Regisseurs, der Material sammelt und eine Bestandsaufnahme des potenziell Brauchbaren macht. Am Set – einem weissen Raum mit Computern, Sensoren und zwei Athleten-Schauspielern (Pioniere eines boomenden neuen Berufes) – konzentriert man sich auf die Details, die Feedbacks des Ergebnisses sind unmittelbar, und die Entwicklung der Szenen folgt dem Rhythmus einer Improvisation, die mehr mental als materiell scheint. Ich stelle mir eine andere Art des Schreibens vor, die einem Zimmerkino vorausgeht; ich stelle mir eine Montage vor, in der nicht nur geschnitten, sondern vor allem hinzugefügt, erweitert, vervielfältigt wird.

Spiel und Vorstellungskraft sind die Stärke eines Filmschaffens, das noch viele Grenzen hat. Die Lippensynchronisation von Sprache ist immer noch schlampig, langsame Bewegungen sind schwer zu erzeugen, der «Kauf» von digitalen Objekten ist immer noch abhängig von einem (weissen und westlichen) Gamingmarkt. Vielleicht war es nur eine Vermutung meinerseits, aber ich hatte den Eindruck, dass die beiden Schauspieler-Athleten in ihren Bewegungen von den digitalen Gamingbewegungen beeinflusst wurden ... Eine Szene bleibt mir im Gedächtnis: Die beiden Athleten sind nicht in der Lage, sich «züchtig zu küssen», wie Samir es beabsichtigt hatte, da das Smartphone zur Aufnahme des Gesichtsausdrucks vor ihren Gesichtern fixiert ist und zu einem Hindernis wird. Dabei scheint mir dieses starre Smartphone, das tausend Möglichkeiten eröffnet und gleichzeitig ein Hindernis ist – Vermittler von Freiheit und einschränkende Bedingung zugleich –, eine Schlüsselfigur einer Technologie zu sein (der digitalen Animation im Motion Capture), die das Produktionssystem revolutionieren kann, auch und gerade für Dokumentarfilme. Wer die Stärken und Grenzen dieser Technologie so früh wie möglich kennt und sich zu eigen macht, wird ihre Stärken und Grenzen kreativ nutzen können.

…und bald wird wohl die künstliche Intelligenz diese Technologie noch leistungsfähiger oder vielleicht überflüssig machen.

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Il titolo del prossimo film di Samir opera un capovolgimento provocatorio, perché non si tratta della ovvia “trasformazione degli stranieri in classe operaia”, ma della “trasformazione della classe operaia in stranieri”. Immaginiamo temi come la ghettizzazione o la discriminazione sociale come evoluzione della discriminazione lavorativa. Samir parla di se stesso, della sua storia, di un pezzo di storia svizzera, e lo fa realizzando il primo documentario svizzero ampiamente prodotto in animazione digitale. In un’epoca in cui la classe benestante torna all’analogico, alla pellicola, al low-fi, l’interesse di Samir per l’innovazione tecnologica nel film appare come un gesto “operaio”… È questo anche un film che prelude a una trasformazione del film documentario in animazione digitale?

Vedere per credere: con Ruth Baettig ci siamo resi nello studio Quantum Stage a Winterthur, dove si realizza la motion capture (secondo una tecnologia inizialmente sperimentata alla ZHdK), si sviluppano gli avatars attraverso software come Metahumans, per poi procedere all’animazione digitale secondo programmi di gaming come Unreal Engine. L’impressione è quella di un regista che raccoglie materiale, che procede ad un inventario del potenzialmente utile. Sul set – una stanza bianca con computer, sensori e due atleti-attori (pionieri di un nuova professione in esplosione) – la concentrazione è sui dettagli, il feedback del risultato è immediato e l’evoluzione delle scene segue il ritmo di un’improvvisazione più mentale che materiale. Immagino una scrittura diversa prima delle riprese, una scrittura che fa pensare ad un “cinema da camera”; immagino un montaggio in cui non solo si taglia, ma soprattutto si aggiunge, si estende, si moltiplica.

Gioco e immaginazione sono la forza di una creazione cinematografica che ancora presenta molti limiti. Il labiale del parlato è ancora approssimativo, i movimenti lenti sono di difficile creazione, l’“acquisto” di oggetti da inserire digitalmente è ancora dipendente dal mercato – bianco e occidentale – del gaming. Era forse solo una mia suggestione, ma avevo l’impressione che i due atleti-attori fossero influenzati dai movimenti digitali del gaming nei loro movimenti… Una scena mi resta impressa: i due atleti non riescono a “baciarsi pudicamente”, come previsto da Samir, dal momento che lo smartphone per la capture dell’espressione facciale è fissato di fronte al loro volto e diventa un ostacolo. Ecco, questo smartphone fisso che apre mille possibilità e allo stesso tempo è ostacolo – mediatore di libertà e condizione restrittiva insieme – mi sembra una figura chiave di una tecnologia – quella dell’animazione digitale via motion capture – che può rivoluzionare il sistema di produzione, anche e in particolare per il documentario. Chi saprà conoscere e appropriarsi al più presto della forza e dei limiti di questa tecnologia, saprà usarne tanto la forza quanto i limiti in maniera creativa.

Aspettando i progressi dell’intelligenza artificiale, che renderà questa tecnologia ancora più potente o forse obsoleta…

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Die wundersame Verwandlung der Arbeiterklasse in Ausländer | Film Production | Samir

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First published: August 27, 2023