Haarig
Text: Giuseppe Di Salvatore
Anka Schmids neuster Film hat die Intelligenz, eine spezifische und ungewöhnliche Perspektive einzunehmen, um ihre eigene Geschichte zu erzählen: die Perspektive der Haare. Eine eingeschränkte Perspektive, die tatsächlich eine Erweiterung unserer Erfahrung bedeutet und die die Entdeckung einer Dimension des Körpers ermöglicht, welche sich als entschieden weniger marginal herausstellt, als es scheint. Haarig kreuzt persönliche Daten mit historischen: So wird mit der autobiografischen Geschichte auch die westliche Geschichte der Haare in den letzten Jahrzehnten erzählt. Deswegen ist das eigentliche Thema des Films die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen persönlichem Ausdruck und einer Kommunikation durch soziale Codes – ein Thema, das auch in der Aneinanderreihung von öffentlichen und privaten Archivbildern reflektiert wird. Mehr als für die Vertiefung des Themas überzeugt Haarig für seine formale Behandlung, durch die veranschaulichende Nutzung von Musik, die Verwendung einer humorvollen Off-Stimme und einer nie redundanten Animation. Die kompositorische Dimension des Films wird ständig hervorgehoben und verleiht dem Film die Frische und Dynamik eines Filmessays.