Die Amitié

«Die Amitié» ist mehr als Freundschaft, sie ist ein Solidaritätsnetzwerk von Migrant:innen, das im Verborgenen agiert und eine eventuelle Machtübernahme, eine Subversion, eine Invasion erahnen lässt. Ob es sich um eine DIY-Utopie für eine decolonial kosmische Gerechtigkeit handelt oder einfach nur um eine Provokation, um den Grad der Paranoia des Publikums zu testen, lässt Die Amitié offen – glücklickerweise! Die Intelligenz des Drehbuchs liegt darin, dass es sich den grossen Themen mit kleinen Gesten nähert, ohne preskriptive Erklärungen – von denen es im Deutschland der Schreihälse und Professor:innen schon genug gibt. Man vergisst Ute Holl als Professorin und entdeckt sie zusammen mit Peter Ott als würzige, soziale Charakterbeschreiberin neu, auch dank einer ausgesprochen gelungenen schauspielerischen Leistung in dieser kleinen Fast-DIY-Produktion.

Erfischend und frech wirken die eigens für den Film komponierten Musikstücke (Ted Geier) und Soundelemente (Uwe Dresch, Stephan Konken), die gut überlegt montiert sind und zu eigenständigen Bausteinen des Films werden, ohne inhaltlich zu illustrieren. Komödie oder politisches Pamphlet, sucht Die Amitié nicht die Ästhetik des grossen Kinos, sondern erkundet mit einer deflationären Haltung die Kombination von Theater und virtueller Realität, um von der Wirklichkeit und ihren sehr wirklichen und wirksamen Gespenstern zu erzählen.

Ute Holl, Peter Ott | DE 2024 | 102' | Stadtkino Basel

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