Las Toreras

Jackie Brutsche trägt einen schwarzen Hut, und gleichzeitig hat sie verschiedene bunte Hüte auf: Sie ist Filmemacherin, Künstlerin und Musikerin. Mit diesem vielschichtigen Hintergrund schafft sie es dank einer stimmigen Kreation eines eigenen Doppels oder auch Dämons, die dunklen Geheimnisse der Vergangenheit ihrer Familie und die Geschichte ihrer Mutter zu ergründen. Jackie Brutsche gelingt der Spagat auf den Befragungstouren zwischen Familie und Freunden in Spanien und in der Schweiz. Ohne zu urteilen und durch empathisches Zuhören kann sie sich ihren Verwandten auf beiden Seiten annähern. Sie baut Vertrauen auf, was es möglich macht, unbequeme Fragen zu stellen.

Eine Familiengeschichte, wie man sie in dieser künstlerischen Herangehensweise noch eher selten erfahren konnte. Leichtigkeit und Abgründe halten sich die Waage. Man taucht ein in verschiedene Perspektiven, die unterschiedliche psychologische Auseinandersetzungen beleuchten, die eine kulturelle Wahrnehmung von Familie und die Rolle von Frau- und von Muttersein aufdecken und hinterfragen. Wo beginnt Fiktionalisierung und wo die persönliche Interpretation? Wie kann mit Selbst- und Fremdwahrnehmung umgegangen werden? Wann kann Verdrängung eine Überlebensstrategie sein? Viele schmerzhafte Themen werden auf diesem Weg der Erkenntnissuche aufgeworfen, viel Verständnis entsteht für die Komplexität einer Familiengeschichte. Jackie Brutsche entwickelt durch Kunst, Musik und Performanz - und einer gekonnten Montage (Jackie Brutsche und Gion-Reto Killias) - eine kreative Distanz zur eigenen Geschichte. Diese lässt uns Zuschauer:innen im Nachhinein zu Familienverhältnissen, Kulturunterschieden und Tabus – sprich Suizid in der eigenen Familie – Worte finden und im besten Falle vielleicht schmerzhafte Verkrustungen abheilen.

Jackie Brutsche | CH 2023 | 100’ | CH-Distribution: Filmbringer

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Screenings in Swiss cinema theatres and at the Solothurner Filmtage 2024

Text: Ruth Baettig

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