Bella und die Tiere

«Marc Chagall malt Bilder mit sehr vielen Tieren. Wir haben seine Bilder angeschaut, und so sind wir auf diese Idee gekommen.» So simpel ist laut einer Schülerin der 4. Primarklasse aus Muttenz die Zusammenarbeit für den Animationsfilm Bella und die Tiere abgelaufen. Das Ergebnis ist ein beeindruckend feines, humorvolles und poetisches Kunstwerk.
In der sechsminütigen Öl-auf-Glas-Animation fliessen in einer assoziativen Erzählweise die bunten und absurden Szenen ineinander. Die vielen verschiedenen Kinderstimmen, die die Geschichte sehr charmant vortragen, unterstreichen die gelungene Teamarbeit, die dahintersteckt.
Durch die Sicht der Kinder entsteht eine verspielte, fast dadaistisch angehauchte Geschichte, sodass man sich wundert, wie diese Sätze im Klassenzimmer wohl zustande gekommen sind. Man kann sich aber auch einfach schmunzelnd durch die farbenfrohe Imagination treiben lassen. Die Technik der Animation beweist mal wieder ihre magische Fähigkeit, Bilder zum Leben zu erwecken. Hier lässt ein Flugsaurier vor Schreck ein Ei fallen, aus dem ein Elefant schlüpft, ein «wohlgenährter» Luchs kämpft mit einem aggressiven blauen Esel, und ein Schmetterling wird zum Engel. Eingerahmt in etwas Kontext aus dem Kunstunterricht wird die sprunghafte Narration von Bella – eine Anspielung auf Chagalls Frau Bella Rosenfeld –, die den Film mit einem jiddischen Geigenlied eröffnet und zum Schluss den Maler heiratet. Die wilde Reise dazwischen funktioniert auch wunderbar ohne dieses Wissen, aber der Bezug zu Chagall ist trotzdem nicht unnötig didaktisch. Denn der naiv-träumerische Stil seiner Gemälde vermischt sich geschmeidig mit den kindlichen Fantasien und lässt eine tiefgründige Poesie entstehen. Beim grösstenteils jungen Publikum am Screening der Jugendfilmtage löste die Absurdität der Geschichte auch viele Lacher aus, was diese Mischung gerade deshalb sehr passend widerspiegelte.

Die Kinder der Primarklasse 4e aus Muttenz BL | CH 2023 | 6’ | Schweizer Jugendfilmtage 2024, Kategorie A, Winner Goldenes Bergli
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Text: Lara Perren

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