The Beach Bum
Text: Dominic Schmid
Eine Kritik an dem amoralischen Hedonismus, den der titelgebende Beach Bum Moondog hier über 90 Minuten mit seinem ganzen Wesen an den Tag legt, lässt sich aus Harmony Korines Film bestimmt nicht herauslesen. Eine gutgelaunte Provokation an eine Gegenwart, in der Geld, Stabilität und self improvement an oberster Stelle stehen, schon eher. Wem schon Korines Spring Breakers, dem The Beach Bum auf viele Weisen gleicht, zu viel an subversiv-übermütiger Zelebrierung jener bestimmten amerikanischen Nach-uns-die-Sintflut-Haltung enthielt, wird auch diesem Film nicht viel abgewinnen können, auch wenn dessen Narrativ um einiges gradliniger ist – was keinesfalls heissen soll, dass seine Thesen weniger komplex wären.
The Beach Bum ist ein Fest für die Sinne, und niemand geniesst dieses mehr als der genialische Poet und Rumhänger Moondog, dabei nur ein aufs Notwendigste reduziertes Minimum an Tod, Verderben und abgetrennten Füssen zurücklassend. Moondogs Hedonismus ist weniger nihilistisch als epikureisch, steht am Ursprung von etlicher (derber, aber guter) Poesie und könnte durchaus als modern durchgehen, wenn nicht – kleiner Wermutstropfen – das Frauenbild aus den späten 1960ern stammen würde. Das gilt jedenfalls für die zahlreichen halb nackten Frauen(körper), die Moondog fast in jedem wachen oder drogenbedingten Zwischenzustand umgeben. Interessanter ist da schon seine schwerreiche Ehefrau Minnie (Isla Fisher), die ihm in liebevoller Polyamorie und gegenseitiger Bewunderung verbunden ist. Wie aufrichtig gut sie ihm gesinnt ist, wird spätestens bei der Verlesung ihres Testaments und den Bedingungen deutlich, die sie ihm zur Übernahme ihres beträchtlichen Vermögens stellt.
Niemand inszeniert Floridas charmante, leicht verwesende Dekadenz verführerischer als Harmony Korine. Grelle Farben, alkohol- und drogeninduzierter Rausch, gepaart mit träger, aber unaufhaltsamer Bewegung der Bilder und der Körper, machen nachvollziehbar, woraus Moondog seine Inspirationen zieht. Kombiniert mit einem Inszenierungs- und Schnittstil, der einiges von Terrence Malicks neueren Filmen hat, nicht aber dessen Schwere, macht dies, entgegen alle Vernunft, The Beach Bum zu einem überzeugenden Plädoyer für ein unangepasstes Leben. Dies ist nicht zuletzt auch ein Verdienst des grossartigen Matthew McConaughey, der Moondog eine unbekümmerte, aber glaubhafte Intelligenz verleiht, ohne die seine Eskapaden auch dem geneigtesten Zuschauer sehr bald und unwiderruflich alle Sympathien rauben würden. Alright, alright, alright.