Mandy

Als „nouveau-shamanic“ bezeichnet Nicolas Cage seinen Schauspielstil, den man auch als psychotisch beschreiben kann. Wenn man sich die Zusammenschnitte der extremsten Beispiele auf Youtube anschaut, fällt auf, dass dieser häufig in einer krassen Diskrepanz zum restlichen Ton des jeweiligen Filmes steht – mit dem unglücklichen Resultat, dass der Schauspieler schlicht nicht mehr ernst genommen wird. Mandy ist nun endlich jener Film, für den Cage diesen Stil entworfen zu haben scheint. Zumindest die zweite Hälfte dieses Rache-Albtraums lässt sich als pures und gewaltgeladenes psychotisches Chaos bezeichnen, das, selbst wenn man alle psychedelischen Effekte wegdenkt, mit der Realität absolut gar nichts zu tun hat. Die Welt, die der Film entwirft, stammt direkt aus einem von HeavyMetal-Covers und Fantasyromanen inspirierten Fiebertraum, wobei jedes einzelne Element, aus denen sich der Film zusammensetzt – Farben, Töne, Emotionen – ohne Rücksicht auf Inkonsistenzen oder geistige Gesundheit bis zum Anschlag und noch etwas darüber hinaus hochgedreht werden.

Das klingt an sich kaum originell, doch was Mandy als Rachegeschichte dann doch ziemlich überraschend macht, ist die erste Hälfte, in der normalerweise die zu zerstörende Normalität etabliert wird. Auch hier sieht die Welt zwar aus wie auf dem 80er-Plattencover; ungewöhnlich ist jedoch die Ruhe und Zärtlichkeit, die der Film an den Tag legt, wenn er die Beziehung zwischen Red und Mandy darstellt. Minutenlang blicken die beiden von der Veranda aus in den Sternenhimmel (der hier aussieht wie Aufnahmen des Hubble-Teleskops) und unterhalten sich über das Universum. Und wenn es später Red ist, der die vom Film geschaffene Welt fast buchstäblich auszulöschen droht, hat diese von Mandy getragene erste Hälfte nicht die Funktion einer Ruhe vor dem Sturm, sondern stellt den grossen, bewegungslosen, roten Fleck im Zentrum des Jupiter dar, zweimal so gross wie die Erde, der diesen alles verzehrenden Sturm erst in Bewegung setzt.

 

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Mandy | Film | Panos Cosmatos | USA 2018 | 121’ | NIFFF 2018

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First published: July 12, 2018