Gahts no lang? | Raul Bison, Sven Kristlbauer, Marion Zeder

Einblick in eine familiäre Dynamik auf engstem Raum

Der Kurzfilm Gahts no lang schildert eine lange Autofahrt aus der Perspektive des 9-jährigen Timo – eine Situation, die vielen vertraut vorkommen dürfte, sei es aus Eltern- oder Kindersicht. Gerade diese Vertrautheit verleiht der Geschichte einen nostalgischen und persönlichen Touch, der die Stärke des Films ausmacht. Auch im Gespräch mit dem Filmteam wird die Authentizität dieser Erfahrungen spürbar.

Im Mittelpunkt steht ein familiärer Konflikt: Die Eltern streiten sich über vergessene Sandwiches und alte Beziehungsthemen, während Timo zwischen ihnen sitzt und in seine Spielzeugwelt flüchtet. Doch die Enge des Autos begrenzt diese Fluchtmöglichkeiten. Die Dialoge der Eltern durchdringen nahezu ständig Timos Spielwelt, in der Drachen- und Roboterfiguren die Rollen der Eltern einnehmen. Erst in einer friedvollen, heilen Fantasiewelt verstummen die streitenden Stimmen.

Der Film weckt gezielt Nostalgie. Das Design der Kleidung, die Armaturen des Autos und die Spielzeuge erinnern an die frühen 2000er. Die Technik der Risografie, die für die Darstellung der Fantasiewelt verwendet wurde, verleiht diesen Szenen eine handgemachte, haptische Qualität, die uns in eine vergangene Zeit zurückversetzt. Im Gegensatz dazu steht die moderne Kommunikationsweise der Eltern: Viele ihrer Sätze spiegeln die in der Popkultur verbreiteten Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation wider. Doch der Film zeigt subtil und humorvoll, wie solche Ansätze, so gut sie klingen mögen, in der Praxis oft scheitern.

Immer wenn sich ein Kompromiss abzeichnet und eine Annäherung möglich scheint, taucht ein neuer Konflikt auf. Dieses Auf und Ab, wie bei der Achterbahnfahrt in der Fantasiewelt, löst viele Gefühle aus: Die verspielte Kinderperspektive und humorvollen Elemente sorgen für Leichtigkeit, während der ernste Unterton des Films die Konflikte der Eltern und Timos Hilflosigkeit feinfühlig vermittelt.

Am Ende fährt das Auto in einer Endlosschleife um die Bergkette – ein starkes Bild, das die festgefahrenen Muster der Familie symbolisiert. Doch, so meint das Filmteam im Interview, ein Loop könne auch durchbrochen werden. Ob dies gelingt, bleibt bewusst offen und der Interpretation des Publikums überlassen.