Veni vidi vici
Gute Satire ist Kritik und Unterhaltung zugleich. Daniel Hoesl und Julia Niemann beherrschen dieses Genre in Perfektion. In Veni vidi vici ist die Kritik an den anarchischen und gewalttätigen Auswüchsen des Kapitalismus so präzise, dass die scheinbar karikierenden Aspekte nie über die Wahrhaftigkeit hinausgehen: Unser bittersüsses Lächeln wird sich in ein Schauern verwandeln, das uns über den Rücken läuft. Und die Unterhaltung wird durch ein brillantes Skript und vor allem durch die ausserordentliche Sorgfalt bei der Gestaltung und Ästhetik des Settings, von den Kostümen bis zu den Schauplätzen, gewährleistet. Die leicht überbelichtete Beleuchtung und die grellen, jedoch von Weiss dominierten Farben sind Ausdruck der kapitalistischen Symbolik. Amon Maynard und seine Familie verkörpern die Perversion, Heuchelei und Unverschämtheit der auf Geld basierenden Macht, deren allgemeine Komplizenschaft Hoesl & Niemann betonen, von Politikern, Journalisten und tutti quanti – und darin liegt die Intelligenz des Films. Natürlich fragt man sich im heutigen Kontext, ob Maynard eine Figur aus der Vergangenheit ist, die von den zeitgenössischen Beispielen einer auf Zwang und physischer Gewalt basierenden Macht überholt wurde, wo der persönliche Erfolg weniger zählt als nationaler Ruhm und imperialistischer Wahn.
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Veni vidi vici | Film | Daniel Hoesl, Julia Niemann | AT 2024 | 86’
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Screenings in July 2025 at Kino Xenix Zürich
Text: Giuseppe Di Salvatore